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Schreiben vom Vorstand der HNO-Heilkunde an den Vorstand der MKG-Chirurgie im Aachener Klinikum 21.03.1978

Sehr geehrter Herr Professor!

Heute stellte sich die kleine Bettina noch einmal in unserer Sprechstunde vor. Sie behandeln das Kind mit einer Serie von Operationen wegen einer Lippen-Kiefer- Gaumenspalte.

Die nächste Operation ist für Juli diesen Jahres geplant. Bei meiner Untersuchung, die wegen der Ängstlichkeit schwierig ist, zeigten beide Ohren fötide Sekretion. Ich meine, es besteht ein Cholesteatom rechts und würde vorschlagen, falls seitens Ihres Fachgebietes keine Einwände bestehen, dass das Ohr in gleicher Sitzung mit Ihrem Eingrif inspiziert und revidiert wird.

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Antwort des Vorstands der MKG-Chirurgie an den Oberarzt der Abteilung für HNO-Heilkunde im Aachener Klinikum 03.04.1978

Sehr geehrter Herr Kollege!

Mit Ihrem Schreiben vom 21.03.1978 laufen Sie bei mir offene Türen ein, da ich anläßlich der letzten Vorstellung des o.g. Kindes am 20.02.1978 in meiner Abteilung den Eltern nahegelegt hatte, wegen der fötiden Sekretion aus beiden Mittelohren anläßlich der nächsten Operation in meiner Abteilung beide Mittel-ohren durch Herrn Prof. xxx kontrollieren zu lassen.

Als Termin für die nächste stationäre Aufnahme habe ich den 24.07.1978 mit den Eltern vereinbart. Die Operation (plastischer Verschluss einer erfolglos alio loco voroperierten Hartgaumenrestspalte und plastische Korrektur einer bisher unoperierten imaginären Lippenspalte links) wird am nächsten Tag erfolgen.

Darf ich Sie bitten, dass Sie sich wegen des genauen Termins für Ihre Intervention mit Herrn Oberarzt Privatdozent Dr. Dr. xxx am 24.07.1978 in Verbindung setzen, da diesem die Operationsplangestaltung obliegt.

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Operationsbericht 04.07.1978

Diagnose: Totale imaginäre Lippenspalte links. Pharynxvernarbung rechts nach Pharyngoplastik. Chirurgisch und konservierend sanierungsbedürftiges Milchgebiß. Otits media bds.

Therapie: Totale Lippenspaltplastik links nach Randall. Pharynxrekonstruktion rechts. Chirurgische und konservierende Dentalsanierung. Paukenhöhlendrainage bds.

Nach Überwindung anfänglicher Intubationsschwierigkeiten und einer relativ langandauernden Narkoseeinleitung bei dem sehr unkooperativen Kind beginnt die Operation mit einer Stunde Verzögerung.

Anzeichnung der Schnittführung für die linksseitige Lippenspaltplastik unter Benutzung eines kleinen caudalen Dreieckes in Anlehnung an die Technik von Randall. Bogenförmige Markierung im Lippenrotbereich zur Auffüllung des hypoplastischen Mittelstücks und zur Überwindung einer im Bereich der imaginären Lippenspalte gelegenen kolobomähnlichen Kerbe. Leitungsanästhesie im Bereich des Foramen infraorbitale links. Flächenhafte Lokalanäthesie im Bereich des Oberkiefervestibulums links.

Mit dem Stichmesser wird entlang den Markierungslinien die im Bereich der linken Oberlippe gelegene Zona pellucida ausgestochen, bis man auf eine dünne Lage des Musculus orbicularis oris stößt. Es braucht somit nicht die Oberlippe in ganzer Höhe und ganzer Dicke durchtrennt zu werden. Lediglich im frontalen Anteil erfolgt die spätere Rekonstruktion des Ringmuskels. Im cranialen Bereich wird in Höhe der Nasenschwelle ein medial gestielter dreieckiger Ausläufer exzidiert, um einer primären Überlänge der linken Seite durch die caudale Läppchenbildung vorzubeugen. Nach der Exzision des zu verwerfenden Schleimhaut- und Hautmaterials und Unterminierung der Wundränder mit Darstellung der Muskelenden erfolgt die Adaption der Wundränder mit versenkten Chrom-Catgut-Nähten. Die Hautnaht wird mit 8 x 0 Prolene-Monophil atraumatisch durchgeführt.

Im Bereich des Lippenrotes erfolgt die Hautnaht nach ebenfalls versenkten Chrom-Catgut-Nähten mit 7 x 0 Flexafil-Einzelknopfnähten atraumatisch. Es resultiert eine absolut harmonische und im Lippenrotbereich voll aufgefüllte linksseitige Oberlippe.

Einsetzes des Gaumensperrers. Mit der langgebogenen Kornzange kann der Bereich rechts lateral der ehemaligen Pharyngoplastik, der subtotal bis auf stecknadelgröße narbig stenosiert ist, aufgesucht werden. Spaltung der Schleimhaut über der Kornzangenspitze. Bildung von drei triangelförmigen jeweils links und rechts sowie caudal gestielten dreieckigen Schleimhautläppchen, mit denen durch Fixation mit Chrom-Catgut-Nähten die nicht epithelisierte Narbenfläche plastisch gedeckt wird. Insgesamt ist postoperativ die rechtsseitige pharyngeale Sekundärchoane genauso weit wie auf der linken Seite. Zur Stabilisierung des Operationsergebnisses wird ein Nasopharyngealtubus eingeschoben.

Jetzt erfolgt die Entfernung des persistierenden Milchzahnes 62, des tief zerstörten Zahnes 74, des persistierenden und drittgradig gelockerten Zahnes 83 und des tief zerstörten Milchzahnes 85. Die Zähne werden in einem Gaze-beutelchen auf dem Thorax des Kindes befestigt. Am Schluß wird eine mesio-occlusale Karies bei 75 und eine cervicofaziale Karies bei 73 exkaviert und durch Dr. xxx mit einer Amalgamfüllung unter Verwendung einer Matrize versorgt.

Am Schluß der Operation wird durch Prof. Dr. xxx von der Abteilung HNO eine Paukenhöhleninspektion und Drainage bds. mit Einlegen eines Polyaethylen-Schlauches links durchgeführt. Der Verdacht auf ein Cholesteatom kann nach Ansicht von Prof. xxx mit Sicherheit ausgeschlossen werden. Auf der linken Seite lag lediglich eine leichte Ergußbildung vor, während auf der rechten Seite durch die noch liegende Paukenhöhlendrainage chronisch entzündliches Sekret abgesaugt werden konnte.

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Schreiben des Vorstands der MKG-Chirurgie an den Vorstand der Kinderheilkunde des Aachener Klinikums 14.09.1978

Sehr geehrter Herr Professor xxx!

Wir berichten Ihnen über unsere gemeinsame Patiente Bettina, die sich vom 04.07. bis 11.07.1978 bei uns in stationärer Behandlung befand.

Bei dem 7-jährigens Mädchen handelte es sich um eine totale imaginäre Lippenspalte links, bei gleichzeitiger Pharynxvernarbung rechts nach Pharyngoplastik, sowie chirurgisch und konservierend sanierungsbedürftigem Milchgebiß. Darüber hinaus war eine Otitis media beidseits bekannt.

Nach allgemeiner Vorbereitung wurde am 04.07.1978 in Intubationsnarkose eine totale Lippenspaltplastik links nach Randall, verbunden mit einer Pharynxre-konstruktion rechts durchgeführt.

Gleichzeitig wurde eine chirurgische und konservierende Dentalsanierung angeschlossen (Extraktion der Zähne 62, 74, 83 und 85). Durch Abteilung HNO erfolgte eine Paukenhöhlendrainage bds.

Der postoperative Verlauf gestaltete sich unter täglicher Wundkontrolle und täglichem Verbandswechsel völlig komplikationslos, die Wunden heilten primär, Teilfäden konnten am 10.07. und Restfäden am 11.07.1978 entfernt werden.

Bettina konnte am 11.07.1978 aus der stationären Behandlung entlassen werden. Die Eltern wurden angehalten, das Kind Mitte Oktober zur erneuten ambulanten Nachuntersuchung wieder vorzustellen.

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