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Schreiben des Audiologischen Zentrums in Aachen an meinen Kinderarzt vom 02.07.1976

Sehr geehrter Herr Kollege!

Vorgeschichte: nach normaler Schwangerschaft und Geburt, normale frühkindliche Entwicklung. Es besteht eine Lippen-Kiefer-Gaumenspalte, die bereits teilweise in Köln operiert wurde. Weitere Operationssitzungen sind im Herbst 1976 und Frühjahr 1977 vorgesehen. Anfang 1977 soll der harte Gaumen operativ verschlossen werden.

Bei der HNO-ärztlichen Untersuchung fand sich ein beidseitiger Paukenerguß. Die Nase war entsprechend der Lippen-Kiefer-Gaumenspalte fehlgebildet. Es besteht eine starke Septumdeviation nach rechts. Bei der Inspektion des Mundes finden sich große Tonsillen. Adenoide waren nicht sicher tastbar. Es besteht ein Zustand nach Gaumenoperation mit Defekt im harten Gaumen.

Die audiometrische Untersuchung ergab eine beidseitige Schallleitungsschwer-hörigkeit zwischen 40 und 50 dB bei normaler Innenohrleistung. Dementsprechend fand sich im Tympanogramm ein linearer Kurvenverlauf bis -300 mm WS, sowie fehlende Stapedius-Reflexe.

Diagnose: Paukenerguß beidseits bei Lippen-Kiefer-Gaumenspalte.

Bekanntlich leiden viele Kinder mit Gaumenspalten an Tubenfunktionsstörungen und demzufolge an Paukenergüssen. Auch die Entwicklung weiterer Mittelohrerkrankungen, wie Cholesteatomeiterungen und chronischen Schleimhauteiterungen sind nicht selten. Eine regelmäßige Beobachtung ist daher erforderlich.

Zunächst könnte man einen Behandlungsversuch durch Einsetzen von Paukenröhrchen machen. Gelegentlich gelingt es, durch Belüftung der Mittelohren von außen die Entzündungsneigung der Mittelohrschleimhaut zu beseitigen, und das Gehör dauernd zu verbessern. Eine Adenotomie ist problematisch, da man auf diese Weise den Nasenrachen zusätzlich erweitert, und das offene Näseln begünstigt.

Falls das Einlegen von Paukenröhrchen nicht erfolgreich ist, wäre in Anbetracht der starken beidseitigen Schwerhörigkeit die Hörgeräteversorgung zu diskutieren.

Sprachdiagnostische Untersuchung: Bettina verfügt über altersgerechte adäquate lexikale Inhalte. Es fällt ihr gutes Arbeitsverhalten auf. Auch die syntaktischen Strukturen sind nicht gestört. Die Aussprache ist beeinträchtigt durch die Lippen-Kiefer-Gaumenspalte. Der nasale Bereich ist gestört (m-n-g). Außerdem tauchen Schwierigkeiten bei den Frikativen auf (s-sc-z).

Behandlungsvorschlag: Da der harte Gaumen in einer weiteren Operation geschlossen werden soll, ist ein ambulanter Sprachheilunterricht erst nach der Operation sinnvoll.

gez. Der Vorstand der HNO-Heilkunde

gez. Der Leiter der Rheinischen Landesschule für Gehörlose

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Zur Info: ich trage bis heute keine Hörgeräte!